Unruhe und Nervosität, Herzklopfen, Haarausfall, Durchfall, Schwitzen und Zittern sowie Zyklusstörungen bei Frauen – all diese Symptome können auf Hashimoto-Thyreoiditis hindeuten, einer Autoimmunerkrankung, die die Schilddrüse betrifft. Hierbei handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion und später zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen kann.
Das Tückische an dieser Erkrankung: Sie verursacht keine Schmerzen und bleibt infolgedessen oft lange Zeit unentdeckt oder wird zufällig entdeckt. Befindet sie sich dann schon im fortgeschrittenen Stadium, also der Schilddrüsenunterfunktion, so können Beschwerden wie Gewichtszunahme, depressive Verstimmungen, ständige Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit auftreten.

Ursachen

Wenn das eigene Immunsystem körpereigene Zellen „irrtümlicherweise“ angreift, so kann dies auch das Schilddrüsengewebe betreffen. Aber nicht nur allein. Oftmals tritt Hashimoto-Thyreoiditis gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auf.
Warum genau das Immunsystem gesundes körpereigenes Gewebe attackiert, ist letztendlich noch nicht geklärt. Es wird aber davon ausgegangen, dass bakterielle oder virale Infektionen Auslöser für das Fehlverhalten des Immunsystems sind. Als gesichtert gilt aber die Erkenntnis, dass genetische Faktoren das Autreten dieser Autoimmunerkrankung begünstigen, wenngleich sie nicht direkt „weitervererbt“ wird. Aber: Verwandte von Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis sind eher gefährdet, auch daran zu erkranken, als andere.

Erkrankungsformen
Bei Hashimoto-Thyreoiditis wird in zwei Formen unterschieden. Bei der sogenannten atrophen Form schwinden die Zellen der Schilddrüse, d.h. das Organ schrumpft. Bei der hypertrophen Form vergrößert sich die Schilddrüse und es kommt zur Kropfbildung (Struma). Hierzulande ist die atrophe Form weiter verbreitet, wogegen die Kropfbildung vermehrt in sogenannten „Jod-Mangelgebieten“ auftritt.

Diagnose

Überwiegend betroffen von Hashimoto-Thyreoiditis ist die Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren, und dabei wiederum sind überwiegend Frauen betroffen. Dies birgt die Gefahr, dass oben erwähnte Symptome den Wechseljahrsbeschwerden, also der Umstellung des weiblichen Hormonhaushaltes zugeordnet werden. Erst genauere Untersuchungen geben Aufschluss darüber, wie es sich wirklich verhält. Hierzu zählt die Untersuchung des Blutes auf Antikörper gegen ein bestimmtes Schilddrüsenenzym und ein bestimmtes Schilddrüseneiweiß. Das Vorhandensein dieser Antikörper kann auf die Erkrankung hinweisen; die Antikörper müssen aber nicht zwangsläufig vorhanden sein. Darum sind weitere Untersuchungen erforderlich: Der Status des TSH-Wertes. Thyreotropin ist ein Steuerungshormon, das die Leistung der Schilddrüse forciert. Nimmt die Schilddrüsenleistung infolge der Erkankung ab, so wird die TSH-Produktion gesteigert. Ein erhöhter Wert lässt also auf eine Schilddrüsenunterfunktion schließen. Die Ultraschalluntersuchung gibt Aufschluss über Größe und Struktur der Schilddrüse, wobei der Arzt typische Zeichen für eine Entzündung bzw. Schädigung des Organs erkennen kann.

Therapie

Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht heilbar, aber behandelbar. Der Arzt verordnet in der Regel eine Medikament, mit dem der Mangel an von der Schilddrüse produzierten Hormonen ausgeglichen wird. Betroffene Patienten müssen dies zumeist ein Leben lang neh-
men und sich regelmäßigen Blutwertkontrollen unterziehen. Ganz wichtig ist eine optimale Therapie während der Schwangerschaft, da ansonsten Entwicklungsstörungen beim Kind auftreten könnten. Die Therapie mit den Hormontabletten ist in aller Regel nebenwirkungsfrei. Sollten dennoch Beschwerden auftreten, so müssen diese im Individualfall mit dem behandelnden Arzt geklärt werden.

(Dr. Kurt-Martin Schmelzer in: „Witten transparent“, Juni 2014)  ·  Artikel als PDF

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